Wie wir ja nun alle aus dem Biologieunterricht wissen, benötigt man zur erfolgreichen Vermehrung einer Art meist jeweils mindestens ein
Männchen und ein Weibchen... Auf die ausschweifenden und liebestollen Geschichten der Garnelen möchten wir mit Rücksicht auf
die Minderjährigen unter uns an dieser Stelle lieber nicht eingehen, denn das Liebesspiel bei Garnelen hat mit beiderseitigem
Einverständnis und Romantik nun wirklich nichts zu tun...!

Nun stellt sich natürlich zuerst die Frage:
Habe ich überhaupt Männchen und Weibchen und wie erkenne ich
diese?
Allgemein sei gesagt, dass die Weibchen etwas stämmiger und rundlicher aussehen als die Männchen. Halt irgendwie kompakter! Zum
Vergleich sind rechts auf dem kleinen Vorschaubild die beiden Geschlechter zu sehen (mit einem Klick geht's zur vergrößerten
Ansicht). Die Weibchen haben im Vergleich zu den Männchen größere Bauchtaschen unter dem Hinterleib, sowie einen weiter nach unten
gezogenen Carapax (Panzerschild des Kopfes). Beim Männchen verläuft dieser im unteren Bereich in relativ gerader Form, beim Weibchen
ist er mehr nach unten gewölbt. Je älter die Tiere werden, desto deutlicher treten die Geschlechtsmerkmale hervor. Ein weiteres
Erkennungsmerkmal ist der im Nackenbereich oft zu sehende Laichansatz beim Weibchen, der als dunkler Fleck je nach Entwicklungsstadium relativ
gut zu erkennen ist (s. Bild links).
Wichtig zu wissen ...
Die Caridina
logemanni 'Crystal Red' gehört zu den spezialisierten Fortpflanzungstypen unter den Zwerggarnelen, d.h. es schlüpfen nach einer
Tragzeit von ca.
vier Wochen fast fertig entwickelte, ca. 1,5 mm große Junggarnelen. Bei Arten des primitiven Fortpflanzungstypen, wie z.B. der Amanogarnele,
schlüpfen dagegen kleine pelagische (freischwimmende) Larven die erst noch durch eine Vielzahl verschiedener Larvenstadien gehen müssen
um sich zu einer richtigen Garnele zu entwickeln.
Paarung und Vermehrung
Die Vermehrung beginnt mit dem bilden von Laich im Nackenbereich des Weibchens. Die Eier benötigen ungefähr 4 - 6 Wochen
um heranzureifen. Sobald sie reif sind, häutet sich das Weibchen und gibt Pheromone (Sexuallockstoffe) ans Wasser ab. Daraufhin werden
die Männchen richtig irre und schwimmen auf der Suche nach dem Weibchen wie wild durchs Becken, das bezeichnet man auch als Paarungsschwimmen.
Manchmal wird davon die ganze Gruppe angesteckt und es herrscht ein heilloses Gewusel. Wenn die Männchen das betreffende Weibchen
aufgespürt haben, versuchen sie sich an einer bestimmten Stelle im Nackenbereich an ihr festzuhalten, denn sie versucht jede Annäherung
mit schlagenden Bewegungen des Hinterleibes abzuwehren.
Wenn es ein Männchen dorthin geschafft hat, krallt es sich richtig fest und hebt
den Schwanz so hoch es geht, um nicht von dem schlagenden Hinterleib des Weibchens getroffen und abgeworfen zu werden. Dort harrt es solange aus,
bis das Weibchen für ein paar Sekunden Pause macht. Das ist die Gelegenheit und das Männchen rutscht links oder rechts am Weibchen
runter, heftet dann seitlich hängend mit den Endopoden (Begattungsorgane am ersten Schwimmbeinpaar) Samenpakete an der Geschlechtsöffnung
unterhalb des Weibchens an und verschwindet. Kurze Zeit danach presst das Weibchen mit krümmenden Bewegungen die Eier in die Bauchtaschen
des Hinterleibes. Dabei lösen sich die geleeartigen Samenpakete auf und es kommt zur Befruchtung der Eier. In den Bauchtaschen bleiben die
Eier bis es zum Schlupf der Jungtiere kommt. Gelegentliches 'Sortieren und Putzen' gehört dann genauso zu den 'Mutterpflichten', wie die
regelmäßige Sauerstoffversorgung durch wedeln der Schwimmbeine (Pleopoden). Am Anfang sind die Eier dunkelbraun, später
durchsichtiger und ab ca. der 3. Woche kann man bereits mit etwas Glück die ungeborenen Babys in den Eiern erkennen. Nach dem Schlupf sind
die ca. 1,5 mm kleinen Garnelen fast vollständig entwickelte Miniaturausgaben der Elterntiere. Das Weibchen fängt übrigens schon
während des Eiertragens wieder an neuen Laich zu bilden.
Entwicklungsstadien der Kristallroten Zwerggarnele 'Crystal Red'
Ob alles 'nach Plan' verläuft, kann man daran erkennen, dass sich die Eier nach ca. einer Woche verändern. Der dunkle Inhalt
schrumpft und die Eier
werden durchsichtig. Einige Tage vor dem Schlupf ist im Ei nur noch ein kleiner dunkler Punkt zu sehen und man erkennt schon deutlich eine kleine
Garnele. Sollten die Eier nach 2 Wochen immer noch ganz dunkel sein, kann man die Hoffnung auf Nachwuchs eigentlich aufgeben, denn dann ist
irgendwas schief gelaufen und das Weibchen wird die Eier nach und nach abwerfen oder mit der nächsten Häutung komplett verlieren. Wenn ein
Weibchen aber z.B. kurz nach dem Pressen der Eier in die Bauchtaschen einige von ihnen verliert, ist das normal und hat nichts negatives zu
bedeuten. Einige Eier kleben halt nicht so gut oder es wurden so viele produziert, dass die zu weit unter dem Bauch raushängenden Eier keinen
Halt finden und abfallen (s. Bild links).
Was tun mit einem 'schwangeren' Garnelenweibchen?
Beim Anblick eines schwangeren Weibchens stellen sich oftmals hektische Reaktionen seitens des Aquarianers ein... Grundsätzlich sei zu
sagen, dass es das Beste für das Weibchen und den zukünftigen Nachwuchs ist, sie einfach in dem Becken zu belassen und in Ruhe
abzuwarten. Jegliche Kescheraktion mit anschließender Überführung in ein separates Aufzuchtbecken führt unter Umständen
dazu, dass sich das Weibchen aufgrund der nicht identischen Wasserwerte in beiden Becken häutet, womit die am Panzer haftenden Eier verloren
wären, oder die Eier durch den Stress abstößt. Wenn sich zu erwartende Verluste, z.B. durch Fressfeinde, in Grenzen halten sollen,
kann man das Garnelenweibchen in einen altbewährten Laichkasten ins gleiche Becken setzen. Die Öffnungen verschließt man mit
einem feinmaschigen Netz (auf gute Wasserzirkulation achten), etwas Javamoos hinein und fertig. Aber wie gesagt, am Besten ist natürlich,
Du lässt das Weibchen im Becken und wartest, bis die Kleinen irgendwann auftauchen.
Ohh, die Kleinen sind da... Was tun?
Keine Panik, alles ist in bester Ordnung... Die frisch geschlüpften Jungtiere sind schon vom ersten Tag an leicht rot gefärbt und nach
ein paar Tagen wird die Färbung dann noch stärker, sodass man sie gut im grünen Moos finden kann. Die Jungtiere müssen nicht
extra gefüttert werden, sie finden in einem gut eingefahrenen Becken mehr als ausreichend Nahrung an den Pflanzen und im Mulm. Auch in einem
Gesellschaftsbecken kommen bei reichlich Versteckmöglichkeiten durchaus etliche Tiere durch, auch wenn man sie in den ersten Tagen und Wochen
vielleicht nur sehr selten zu Gesicht bekommt. Die Kleinen sind trotz ihrer roten Färbung Meister des Versteckens. In den ersten Tagen wachsen
sie recht schnell, allerdings auch nur bei optimalen Bedingungen. Stimmt etwas nicht, wachsen sie kaum und sterben oft bei der Häutung, da sie
nicht aus dieser rauskommen und praktisch wie in einer Zwangsjacke gefangen sind. Das Bild unten rechts zeigt ein Jungtier unmittelbar nach einer
erfolgreichen Häutung...

Bis
zur Geschlechtsreife mit ca. 2 - 3 Monaten, sind alle Jungtiere männlich und es bilden sich erst dann Weibchen heraus. Informationen eines
Biologiestudenten zu Folge, dass Garnelen sogar ein Leben lang ihr Geschlecht ändern können, können wir weder bestätigen, noch
dementieren. Es gibt also noch viel Geheimnisvolles an unseren kleinen Lieblingen zu entdecken...
Weiteres
Die Vermehrung der Kristallroten Zwerggarnelen ist offensichtlich stark von
äußeren Einflüssen abhängig und es gibt eine große Anzahl von Aquarianern, die nie eiertragende Weibchen haben,
oder bei denen keines der Jungtiere durchkommt. Leider können wir Dir nicht sagen woran das liegt und da wir nur sehr selten Probleme mit den
Crystals hatten, konnten wir der jeweiligen Ursache auch nicht auf den Grund gehen. Wir gehen davon aus, dass es am Wasser oder auch an anderen
Mitbewohnern liegt. Man munkelt z.B., dass Pheromone anderer Garnelenarten die zur Paarungszeit ans Wasser abgeben werden, bei den Crystals
blockierend wirken... könnte natürlich sein, muss aber nicht... und so gibt es viele Vermutungen, doch nichts Genaues weiss man nicht.
Wir empfehlen die Tiere in einem Artenbecken zu halten, denn wenn wir sehen wie unsere Crystals 'rumtoben' und für Nachwuchs sorgen,
könnte es ja auch daran liegen, dass sie unter sich sind. Man sollte allerdings nicht zu schnell aufgeben, denn mitlerweile wurde uns schon
sehr oft berichtet, das sich Nachwuchs erst nach mehreren Monaten eingestellt hat und es dann aber richtig losging. Eventuell dauert es einfach in
manchen Fällen sehr lange bis sie sich wirklich eingewöhnt haben.